Schönberger
Barbara, 2023
Installationsansichten DAAD Galerie Berlin, im Rahmen der Ausstellung "If the Berlin Wind Blows my Flag", kuratiert von Melanie Roumigière da Silva und Nora Lukacs
„Barbara“ ist der Versuch einer Annäherung an eine Person, allein über ihren Nachlass, bestehend aus acht Kisten und einem Koffer und den Unterlagen im Archiv des DAAD. Barbara Richter (1938-2009) „leitete die Sparten Literatur und Film des Berliner Künstlerprogramm des DAAD über dreißig Jahre bis 2003“ - so steht es in der Todesanzeige. Nach ihrem Tod gelangten Unterlagen aus ihrem Nachlass ins Bundesarchiv Koblenz. Ungeöffnet schickten diese das Konvolut ins Berliner Landesarchiv, das Wiederrum den DAAD kontaktierte: Wir haben hier etwas, mit dem wir nichts anfangen können.
Barbara ist in eine Zeit hineingeboren und in den 1960er Jahren beruflich erwachsen geworden, als Hierarchien noch in Stein gemeißelt erschienen und eine Mitarbeiterin in ihrer Kompetenz leicht übersehen wurde, war sie doch eine Frau. Wir sehen Bilder von ihr als Sekretärin, sie trägt Röcke statt Hosen, hinter Schreibtischen, ordentlich in ihrer Rolle definiert, die Hände gefaltet oder ein Telefon haltend. In keinen Unterlagen finden sich formulierte Sehnsüchte, Anzeichen für eine Liebe, Verliebtheit, Sexualität. Berufliche Rebellion nur minimal ganz zum Schluss.
Vielleicht rückte Vieles in den Hintergrund, wurde nicht hochbewertet. Aber sie besass eindeutig das, was gebraucht wurde innerhalb der Institution: Eine Intuition für die Bedürfnisse der Fellows, die in eine ihnen fremde Stadt kamen, eine echte Wertschätzung in Verbindung mit Fürsorge für diese Gäste. Es entstanden Kompetenzen, die als gegeben und nicht weiter erwähnenswert erschienen, aber dennoch alles sind, essentiell für das Programm, für alle, die in ihm ankommen. Es bedarf eines sozialen und emotionalen Talents, was Barbara hatte, das sich im Archiv, aber auch in ihrem Nachlass spiegelt. Aber wie entsteht ein Lebenswerk, ohne das es offiziell anerkannt wird?
"Barbara" is an attempt to approach a person solely through her estate, which consists of eight boxes, a suitcase, and the documents found in the DAAD archive. Barbara Richter (1938-2009) "headed the literature and film sections of the DAAD Artists-in-Berlin Program for over 30 years until 2003," reads the obituary. After her death, documents from her estate reached the Federal Archives in Koblenz. They were sent onwards, unopened, to the Berlin State Archives, which in turn contacted the DAAD: We have something here that we can't do anything with.
Barbara’s birth, and her professional coming of age in the 1960s, both took place at a time when hierarchies still seemed set in stone and a female employee's competence was easily overlooked; she was a woman after all. We see images of her as a secretary, wearing skirts instead of pants, behind desks, neatly defined in her role, hands folded or holding a phone. There are no formulated desires, no signs of a love, infatuation, or sexuality in any of the documents. Professional rebellion is only minimally visible at the very end.
Perhaps many of her qualities took a back seat, and thus were not highly valued. But she clearly possessed what was needed within the institution: an intuition for the needs of the fellows who came to a city that was foreign to them, and a genuine appreciation combined with care for these guests. Competencies emerged that seemed to be a given and not worth mentioning, but are nevertheless everything; essential for the program and for all those who participate in it. It takes a social and emotional talent, which Barbara had and which is reflected in the archive as well as in her estate. But how can a life’s work that was never officially recognized be properly represented?