Schönberger
Fuge, Intervention an der Außenfassade des Ballhaus Ost, 2014
In Berlin erzählen bis zum heutigen Tage einige Straßen, Häuser und ihre Fassaden dem Betrachter von den Kämpfen in den letzten Kriegstagen in der Stadt und berichten dadurch unweigerlich von Leid und Zerstörung. Vor allem in den Bezirken des ehemaligen Ostteils der Stadt sind diese “Wunden” im Lauf der Jahrzehnte erhalten geblieben. Der Prenzlauer Berg war in der Nachkriegszeit ein nicht besonders beliebter Kiez, eben weil dort die Einschusslöcher in den Fassaden täglich an die Zeit des Nationalsozialismus und die verheerenden Folgen erinnerten.
Auf Grund der vielen Sanierungen der Nachwendezeit verschwinden die Einschusslöcher der einst verwundeten Stadt jedoch immer mehr aus dem Blickfeld der Bewohner und Passanten und somit unweigerlich auch aus dem Bewusstsein und der Erinnerung der Menschen.
Mit der Intervention "Fuge" wurden die immer noch auf der ansonsten grauen Fassade des Ballhaus Ost sichtbaren Einschusslöcher mit Blattgold gefüllt und somit stark visuell hervorgehoben. Mittels dieser Vergoldung werden diese offenen Stellen durch den Blick der Zuschauer zu temporären Mahnmälern. Die Partikel werden sich bedingt durch Wind und Wetter im Laufe der Zeit wieder aus der Fassade
lösen und sich so in den Prenzlauer Berg, in die Stadt hinein verteilen, und dabei fast unsichtbare Spuren hinterlassen. Mittels dieser ephemeren Arbeit möchte die Künstlerin Sonya Schönberger den Betrachter einladen, sich der damaligen Zeit anzunähern, denn die künstlerische Auseinandersetzung mit den Spuren der Vergangenheit stellt für uns eine Möglichkeit dar, auch die eigene Gegenwart besser zu verstehen
und die Dinge zu begreifen, die bis heute Einfluss auf unser eigenes Leben haben.
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Fuge, intervention on the exterior facade of Ballhaus Ost, 2014
To this day some streets, houses and their facades in Berlin tell the viewer from the battles during the last days of the war in the city and inevitably report from suffering and destruction. Especially in the districts of the former eastern part of the city these "wounds" were preserved over the decades. During the postwar period Prenzlauer Berg wasn't a particularly popular neighborhood, also because bullet holes in the facades were a daily reminder of the time of National Socialism and its devastating consequences. Due to the many renovations after the reunification, the bullet holes of the once wounded city disappeared more and more out of sight of the residents and passers-by and inevitably
also from the consciousness and the memory of the people. For the intervention "Fuge" the still visible bullet holes on the otherwise gray facade
of Ballhaus Ost were filled with gold leafing and thus highlighted visually. By means of this gilding these open wounds became a temporary memorial in the eyes of the audience. Due to wind and weather, the particles re-emerged from the facade over time and dissipate into the district Prenzlauer Berg, into the city, and leave almost invisible traces. Through this ephemeral work, the artist Sonya Schönberger wants to invite the viewer to approach the past, because the artistic examination of the traces of the this period represents a way for us to better understand our own present and to grasp the things that still affect our lives today.