Schönberger
Nägel
Zwangsarbeit war im Nationalsozialismus ein Massenphänomen. Allein im Deutschen Reich waren zwischen 1938 und 1945 knapp 13 Millionen Zwangsarbeiter_innen in der Industrie, Landwirtschaft und Haushalten beschäftigt. Auch im Industriebezirk Tempelhof war Zwangsarbeit alltäglich und unübersehbar. Kaum ein Betrieb beteiligte sich nicht an der Ausbeutung.
Auf dem Tempelhofer Feld entstanden drei große Barackenlager der Weser Flugzeugbau Gesellschaft und der Deutschen Lufthansa. Im neuen Flughafengebäude wurden während des Zweiten Weltkriegs tausende Kriegsflugzeuge gebaut – von Menschen aus halb Europa, die gegen ihren Willen nach Berlin gebracht wurden und hier in menschenunwürdigen Bedingungen arbeiteten und in eben diesen Baracken hausen mussten.
In ihrer Installation „Nägel“ thematisiert Sonya Schönberger dieses durchkonzipierte System von Ausbeutung und Unterdrückung, das nach dem Krieg vergessen schien und kaum mit der sich schnell erholenden deutschen Industrie in Verbindung gebracht wurde. Der Schwerbelastungskörper wurde ebenfalls wahrscheinlich von Zwangsarbeiter_innen errichtet und steht bis heute weithin sichtbar für die megalomane Stadtplanung im „Dritten Reich“. Die Installation interveniert hier und präsentiert im Innersten des Körpers 13.000 verrostete Nägel, die einst die Baracken der Zwangsarbeiter zusammenhielten und bei archäologischen Grabungen auf dem Tempelhofer Feld gefunden wurden. Die Nägel stehen metaphorisch für die Anonymität der Menschen, die an dem Ort der Grabung gewesen sind, dessen Namen und Geschichten wir nur nicht kennen.
Die Installation im Informationsort Schwerbelastungskörper in Berlin war zwischen 01. Mai - 31. Oktober 2021 erlebbar. Die Besucher:onnen waren dazu eingeladen, sich auf den Nägeln zu bewegen und so aktiv Einfluß auf den erwünschten Transformationsprozeß zu nehmen, der ein essentielles Element der Arbeit war.
Die ersten beiden Bilder stammen aus dem April 2021, die beiden anderen vom Dezember 2021.
Alle Bilder © Museen Tempelhof-Schöneberg/Amélie Losier
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Nails
Forced labor was a mass phenomenon under National Socialism. In the German Reich alone, almost 13 million forced laborers were employed in industry, agriculture and households between 1938 and 1945. In the industrial district of Tempelhof, too, forced labor was commonplace and impossible to overlook. There was hardly a company that did not participate in the exploitation.
Three large barracks camps of Weser Flugzeugbau Gesellschaft and Deutsche Lufthansa were built on the Tempelhof field. Thousands of war planes were built in the new airport building during the Second World War - by people from half of Europe who were brought to Berlin against their will and worked here in inhumane conditions and had to live in these very barracks.
In her installation "Nails" Sonya Schönberger addresses this thoroughly conceived system of exploitation and oppression, which seemed to be forgotten after the war and was hardly associated with the rapidly recovering German industry. The Schwerbelastungskörper was also probably built by forced laborers and still stands today as a widely visible symbol of the megalomaniac urban planning in the "Third Reich". The installation intervenes here and presents in the innermost part of the body 13,000 rusted nails that once held the barracks of the forced laborers together and were found during archaeological excavations on the Tempelhofer Feld. The nails stand metaphorically for the anonymity of the people who have been at the site of the excavation, whose names and stories we just do not know.
The installation at the information site Schwerbelastungskörper in Berlin could be experienced between May 01 - October 31, 2021. The visitors were invited to move on the nails and thus actively influence the desired transformation process, which was an essential element of the work.
The first two images are from April 2021, the other two from December 2021.
All images © Museen Tempelhof-Schöneberg/Amélie Losier